Sehr geehrte BVfK-Mitglieder,
„…Haben Sie dieses Jahr auch so konfliktbelastet empfunden? Mir jedenfalls ging es so. Dabei schien alles gut. Das Wetter war wunderschön! Man konnte auch keine größere Verelendung ausmachen als die, an die wir schon gewöhnt waren. Doch irgendwie war schrilles Geschrei allgegenwärtig. Was ich dabei so faszinierend fand: Die, die heute so laut schreien wie ich damals, als ich in den 70er Jahren noch jung war, wollen die Verhältnisse nicht verändern, sie wollen sie nur mit Abschottung, Nationalismus und Gewalt absichern. Angst ist nie ein guter Ratgeber. Und mit Gewalt schafft man meistens nur schnelle Ergebnisse, aber keine nachhaltigen Lösungen…“
So der diesjährige Weihnachtsgruß von Hans Theisen, Sohn eines Dortmunder BMW-Vertragshändler, seit der Wiedervereinigung Rechtsanwalt in Dresden, der im Jahr 2004 zum BVfK stieß. Er vertrat damals ein junges Unternehmer-Geschwisterpaar aus Baden-Württemberg, das sich auf den Handel mit hochwertigen, jungen Gebrauchtwagen, insbesondere den Export nach Italien spezialisiert hatte.
Das Geschäft von Bruder und Schwester lief gut und man konnte sich einen gewissen Wohlstand leisten, den man auch von zu Hause gewohnt war, denn der Vater war ein bekannter Ferrari-Händler.
Die Geschwister gründeten schließlich Familien und erster Nachwuchs kündigte sich an, als das Glück jäh zerstört wurde, als die Steuerfahndung einfiel, die schwangere Lebensgefährtin des Bruders ins Bad stieß und dort einsperrte, um anschließend die halbe Wohnung leer zu räumen, den Bruder in Untersuchungshaft zu nehmen und der Vermieterin mitzuteilen, dass die Kaution wegen (nicht ansatzweise nachgewiesener) Steuerhinterziehung gepfändet sei, womit unnötig, wie nachhaltig der bisher gute Ruf der Geschwister und ihrer Familien beschädigt war.
Das waren die Zeiten des großen deutschen Steuerskandals, wo Autohändler reihenweise ihrer Existenz beraubt wurden. Schicksale mit Details, die man sich in einem Rechtsstaat nicht vorstellen kann. Zunächst glaubten wir, unser Geschwister-Unternehmer-Pärchen könne sich schnell rehabilitieren, denn sie hatten einen Anwalt gefunden, wie man ihn sich nur wünschen kann. Schnell war klar, dass es hier ein grandioses Unrecht zu beseitigen galt und wie kein anderer macht sich Hans Theisen, ohne nach großem Honorar zu fragen, an die Arbeit und deckte eine skandalöse Verfehlung der Behörden nach der anderen auf.
Schließlich landeten wir, wie mit so vielen Steuerskandal-Opfern, bei Dr. Winter, dem Vater des Vertrauensschutz-Paragraphen, der den liefernden Unternehmer im Zusammenhang mit Nettowarenlieferungen eigentlich vor unverschuldeter Inanspruchnahme durch die Finanzbehörden schützen sollte. Diese Schutzfunktion hatten jedoch die Oberfinanzdirektionen durch einen rechtswidrigen Erlass wirkungslos gemacht und damit den Steuerfahndern den Weg zu ihrem fragwürdigen Vorgehen geebnet.
Das waren Zeiten, die an Anarchie erinnerten und genau diese schreckliche Wirklichkeit wollten wir Rechtsanwalt Theisen und seinen Mandanten näherbringen, verbunden mit der entsprechenden Empfehlung zu Kompromissen. Wir waren nämlich damals bereits in einem Stadium der Ernüchterung angekommen, um in Folge zu empfehlen, lieber Geld, als die Freiheit zu verlieren, denn die rechtswidrigen Elemente von Steuerfahndung und Staatsanwaltschaft griffen so perfekt ineinander, dass Rechtserlangung oft zur Illusion wurde.
Der Versuch, dies Hans Theisen und seinen Mandanten zu erklären, führte beinahe zum Eklat: „Ihr seid doch nur der verlängerte Arm dieser Rechtsverdreher!“ Ein Rückschluss, der ebenso nachvollziehbar, wie grundfalsch war.
Nicht nur die Tatsache, dass unsere Empfehlung am Ende keine so schlechte war, sondern auch die Bewunderung für einen Anwalt, der wie nur wenige für seine Mandanten kämpft, sich Nächte um die Ohren schlägt, um jeden Strohhalm zu finden, der vielleicht der rettende sein könnte, hat schließlich dazu geführt, dass aus dieser Geschichte / diesem Fall eine der vielen freundschaftlichen und vertrauensvollen Kontakte entstanden ist, die bis heute fortbestehen und wichtiger Teil des Fundaments des BVfK sind.
Ja, wir sind ein sehr streitfreudiger Verband, denn Diskussion und Streit müssen sein, wenn man seine Mitglieder authentisch vertreten und auch mit Kontrahenten nach guten Lösungen suchen will. Das gelingt allerdings nur, wenn man sich auch im Streit mit Respekt begegnet und dann vielleicht auch die Chance hat, am Ende zu einem hohen Maß an Übereinstimmung beim Verfolgen desselben Ziels zu kommen:
Alles Gute für Ihren Autohandel, schöne Weihnachtstage und liebe Grüße nach Dresden!
Ihr
Ansgar Klein
Geschäftsführender Vorstand
Bundesverband freier Kfz-Händler BVfK e.V.
Feedback immer gerne direkt an: vorstand@bvfk.de